Meine Suchtkarriere

Betrachtet man den Begriff „Karriere“ nach dessen ursprünglichen Sinn, liest man von „Aufstieg“, „Erfolgreich sein“ oder Karriere im Beruf“. Warum es in Verbindung mit Sucht gebracht wird, weiß ich leider nicht. Denn es ist nichts, worauf man stolz sein könnte, wenn man eine Suchtkarriere hingelegt hat. Außer, man meint damit, wenn der Mensch seine Sucht überwunden oder in den Griff bekommen hat. Egal wie man es betrachten möchte, dass jedenfalls war meine „Karriere“.

  • mit 11 Jahren auf der Klassenfahrt in München das erste Bier
  • mit 12 Jahren unter der Woche heimlich im Bistro eines Möbelhauses meine täglichen ein bis zwei Bier getrunken. Jugenschutzgesetz hat damals noch niemand interessiert.
  • ab 14 bis 18 Jahre bestand das Leben aus Party pur. Tägliche Alkoholexzesse bis zum "Filmriss".
  • Durch Deutschland umhergezogen, mit einem Kumpel in die Heavy-Metal-Szene abgetaucht, in Parks, Bahnhöfen, Live-Clubs usw. geschlafen.
  • Die tägliche Wirkung zum benebelt sein erreichte ich nur noch durch den Verzehr von Spirituosen
  • Ausprobieren sämtlicher Drogen, festgestellt, Alkohol schmeckt und wirkt bei mir am Besten
  • August 1989: Erstes "Spritituelles Erwachen", stellte beim Seefest Senden beim Betrachten meiner "Freunde" plötzlich alles in Frage, und verließ am Tag darauf meine Heimatstadt Senden.
  • Reduzierung des Alkoholkonsums
  • 01.03.1990: Eintritt in die Polizei Baden-Württemberg.
  • Der übermäßige Alkoholkonsum startete in der Polizei-Kaserne Biberach/Riß auf ein Neues, hielt während meiner Jahre bei der Polizei weiter an.
  • 1991: Zusammenbruch in der Polizei-Kaserne aufgrund Alkohol. Über ein halbes Jahr krankgeschrieben.
  • Ein Arzt in Ulm stellte bei Untersuchungen die ersten schweren körperlichen Schäden aufgrund des Alkoholkonsums fest.
  • Reduzierung des Alkoholkonsums in den folgenden Jahren, dennoch regelmäßiges Trinken.
  • Nach meiner Kündigung bei der Polizei im Juli 1999 verlor ich den Halt im Leben, rutschte ab. Verlor meine Wohnung, meine Krankenversicherung, war Pleite. Ging jahrelang mit meiner Heavy-Metal-Band auf Tour.
  •  Jahrelange extreme Alkoholexzesse folgten.
  • ab 2004, der Körper wehrt sich immer mehr gegen den Alkohol...
  • Sommer 2006, Zusammenbruch: meine Basserin und mein Bruder erzählten mir anschließend, "du lagst zusammengekrümmt und zitternd auf dem Boden. Deine Augen schauten nach oben, du warst nicht mehr ansprechbar, du hattest Schaum vor dem Mund, Rotz und Schleim liefen aus deinen Nasenlöchern...".
    Ich selbst habe daran keine Erinnerung mehr ...
  • Da ich nicht krankenversichert und nirgends gemeldet war zu dieser Zeit, konnte ich keinen Arzt aufsuchen.
  • Suizidgedanken waren schon länger vorhanden, nun fasste ich den Entschluß wg. Perspektivlosigkeit, meinem Leben ein Ende zu bereiten.
  • Ende 2006 lernte ich meine heutige Lebens- & Bühnenpartnerin Moni Francis kennen. Da sie aus einem ganz normalen Leben als professionelle Sängerin und Künstlerin kam, spürte ich plötzlich ein kleines Feuer in mir, was mein Leben betraf. Ich reduzierte mein Trinken und hielt vor Moni meine Alkoholsucht geheim, fand in Reutlingen eine 1-Zimmer-Wohnung.
  • Trank die folgenden Jahre regelmäßig weiter meine zwei bis drei Flaschen Wein und zig Biere pro Tag.
  • Zweites "Spirituelles Erwachen": Am 10.09.2009 lief ich vollgepackt mit zwei Tüten Alkohol vom Billig-Discounter in meine Wohnung. Plötzlich ließ mich irgendetwas auf dem Gehweg stehen. Ich sah an mir runter, und eine Stimme in mir sagte: WAS MACHST DU DA??? WENN DU SO WEITERMACHST VERLIERST DU DEINE FRAU WENN SIE DAS HERAUSFINDET UND ALLES WAS DU DIR DIE LETZTEN DREI JAHRE AUFGEBAUT HAST!"
  • Als ich wieder zu mir kam, lief ich nach Hause, lehrte ALLE Flaschen die ich hatte in die Toilette. Ich rief Moni an und erzählte ihr, dass ich alkoholsüchtig bin. Wir trafen uns sofort zum reden.
  • Am 12.09.2009 erzählte ich es meiner damaligen Band und ging damit in meinem Umkreis an die Öffentlichkeit!
  • Seit dem 10.09.2009 hab ich keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt!
  • Da ich nicht krankenversichert war, musste ich in Selbsttherapie raus aus dem Alkohol.
  • Doe folgenden Jahre kamen dennoch die Nebenwirkungen und Schäden hinzu. Leber, Depressionen, Suizidgedanken u.a.
  • Dezember 2019: Suizidversuch. Arzt. Tabletten. 
  • Ab Januar 2020 radikale Änderung meines Lebens.
  • Akzeptierung der Krankheit und des Zusammenlebens mit der Krankheit.
  • Integration der Krankheit, deren Nebenwirkungen und Folgen in meine Lebensweise.
  • Auseinandersetzung mit der Krankheit sowie den Medikamenten.
  • Nach einigen Monaten, gegen ärztlichen Rat, Absetzung der Medikamente von heute auf morgen und hören auf die innere Stimme
  • Noch heute, Stand Mitte 2024, gehe ich regelmäßig zur ärztlichen Kontrolle, da manche Werte noch immer zu hoch sind. 
  • Ich arbeite als privater Suchtberater und berate Menschen und Angehörige, welche mit dem "Problem Alkohol & Drogen" zu kämpfen haben! Spreche dazu auf Events, im TV & Radio und in Schulen sowie sozialen Einrichtungen.
  • Auch halte ich Informations-Vorträge an Schulen und in sozialen Einrichtungen sowie schule Behörden und Unternehmen zum Thema Sucht